Wenn Materie eine wesentliche Voraussetzung für das Thema Landschaft ist, scheint uns Paul Ulrich durch die Anwendung seiner stark pastosen Malweise genau in die richtige Richtung zu führen. Man beobachtet bei den Arbeiten des Künstlers eine direkte Auseinandersetzung mit einer physikalisch funktionierenden Realität. Bei genauerem Hinsehen fällt jedoch auf dass seine Bilder auf etwas anderes verweisen, auf eine Enigmatik, die gewohnte Gesetzmäßigkeiten immer wieder durchbricht. Hierbei geht es dem Künstler wohl zuerst nicht nur um eine abstrakte Auseinandersetzung mit dem Thema Landschaft, als vielmehr um die Suche nach einer transzendenten Bildhaftigkeit, folglich, nach einer weitaus tieferen Bedeutung von Landschaft und Abstraktion. Diese Absicht wird in vielen seiner Arbeiten sichtbar. 


Die Modellierung von Farbe, Form, Farblicht und Raum lässt erkennen, dass der Maler mit seinem pastosen und reliefhaften Duktus einen starken, fast bildhauerischen Formwillen verfolgt, und das Ganze ja auch passend für ein Landschaftsthema sein kann. Nur sehe ich mich als Betrachter seiner Bilder immer wieder in Strukturen eingebunden, in scheinbar mikroskopische Ausschnitte von Materie, stark variierender Plastizität und Stofflichkeit, labyrinthisch, kryptisch. 

Paul Ulrich fordert den Betrachter zu gegensätzlichen Sichtweisen auf und führt ihn hin in eine metaphysische aber auch wiederum in eine weltliche Landschaft zurück. In der Auseinandersetzung mit Licht, Form und Raum zeigt der Künstler eine differenzierte Farbigkeit unendlicher Nuancen. Oft sind die Bilder in ein dunkles magisches Licht getaucht. Diese nächtlichen Stimmungen werden von starker Reliefhaftigkeit begleitet. Struktur und ihre chromatische Farbigkeit wandeln sich von der Fläche zur Form und wiederum zur Fläche. Paul Ulrich reflektiert Materie. Dabei ist ihm die Betrachtung aus der Ferne ebenso wichtig wie der mikroskopische Blick in kleinste Details. Hier beginnt seine Reise in eine transzendente Sicht auf das Thema Landschaft. 


Geht es hier um ein Stück Welt was wir vor uns haben oder sehen wir ein spontanes Gedanken-spiel von Empfindungen des Künstlers? Sicher ist: Seine Themen werden durch Farbe hervorgerufen und in jedem Fall wird hierbei die Poesie des Künstlers in einer unverkennbaren Lebendigkeit nachvollziehbar. Starke Triebkräfte durchdringen die Form sowie den umliegenden Bildraum in den Malereien Ulrichs, die ihn oftmals ganze Werkreihen produzieren lassen. Im Kern sind Farblicht und Farbe seine grundlegende Orientierung und dabei kommt es nun nicht mehr darauf an ob diese Bilder abstrakt oder figurativ gelesen werden. 

Foto: Ute Wöllmann – Akademie für Malerei Berlin

„ Denn Malerei ist ein ursprünglicher Trieb, ein Spieltrieb, alles, was dazu gehört um etwas zu machen, aus sich herauszustellen, was man empfindet ist, „homo ludens“. Dann kommt der Wille zum Schöpferischen dazu das ja auch heißt sich dem noch ungemalten Bild zustellen sich der zermürbenden Aussicht hingeben entweder zu versagen oder das Bild zu gewinnen. “ 

Zitat: Emil Schumacher 


Harald Gnade, Berlin, Sept. 2020

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